Mein Heimleben bzw. Heimleiden # 2.
Zum Beispiel hatten wir im Direktionshaus (ich nenne das mal
so) im Erdgeschoss und im 1. Stock Schlafräume (ca. 6 Zimmer in jedem Geschoss.
Meine erste Gruppe war bei Fr. Anni im Erdgeschoss gleich bei der Halle wen man
das Direktionshaus betritt. Meist still sein, lesen und dauernd Radio hören,
vor allem Autofahrer unterwegs und Wunsch & Gratulationssendungen
(Nachmittags). Selten ging es hinaus oder im Garten mit gemauerten Fußballfeld.
Selbst im Garten mussten wir ruhig sein.
Wer laut rief wurde zur Erzieherin gerufen und musste bei ihr sitzen und
schweigen. Nach ca. 1 Jahr wurde ein ebenerdiger Zubau hinter dem
Direktionshaus in die ansteigende Umgebung gebaut, sodass er in der Höhe des 1.
Stocks war und der Zubau wurde mit einem Übergang in den 1. Stock des
Direktionshauses verbunden. In diesen Zubau wurden 4 Gruppen mit Sanitärräume
einquartiert. Dort war ich dann bei der Erzieherin Fr. Strohmeier und einem
Erzieher namens Blatzek. Blatzek war ein junger cooler Erzieher mit ihm machten
wir Ausflüge gingen ins technische Museum, Eislaufen, auf die Kegelwiese zum
Fußballspielen, oder zum Überlaufbecken des Wienflusses. Wir gingen oft im
Lainzer Tiergarten wandern zum Rohrerhaus oder Hermesvilla. Von ihm gab es nie
Schläge oder Schimpfworte. Er brachte einen Plattenspieler in die Gruppe und
hatte viele eigene Platten mitgebracht und wir durften Platten hören. Während
die Fr. Strohmeier schlug, schimpfte und auch streng bestrafte. Einmal bei
einem Nachtdienst habe ich von 20 Uhr bis 1 Uhr früh vor der Kanzlei stehen
müssen, weil ich im Schlafzimmer laut war. Ein anderes Mal holte sie mich in
die Kanzlei & würgte mich so sehr, so dass ich keine Luft mehr bekam und
glaubte sterben zu müssen. Auch Schläge mit einem nassen Handtuch war in
Hütteldorf sehr beliebt. Stundenlanges Schranzhocke stehen mit Buch auf
ausgestreckter Hand und „Bergsteigen“ war eine beliebte Gruppenbestrafung.
(Bergsteigen= in Zweierreihen die stufen hinauf bis unter das Dach und dann
kehrt hinunter und das wiederholt sich bis du nicht mehr kannst oft 2-3
Stunden. Es gab auch eine Strafgruppe im Haus mit Küche und Speisesaal, Wasch
und Duschraum, Heizungskeller, da gab es auch 4 Gruppen und Schlafräume. In
dieser Gruppe herrschte eine Frau deren Namen ich nicht mehr weiß, aber dort
durften die Kinder nur flüstern und Micky Maus Hefteln lesen sonst nichts. Kein
Hinausgehen, kein Ausflug, kein Fasching. Sie ließ sich massieren und strickte
den ganzen Tag und wir mussten die Garnwolle auf Knäulen abwickeln. Sie war der
Horror. Sie schlug mit einem Bambusstab auf die Fingerspitzen oder am Popo. Ich
war einmal 1 Woche strafweise bei ihr. Als ich wieder einmal hin musste
verbarrikadierte ich mich im Heizungskeller und nach einigen Verhandlungen gab
ich die Barrikade auf und durfte wieder in meine Gruppe. Direktor war der Häußler
in seinem von dir gut beschriebenen gruftartigen Büro mit Eckbalkon. Übrigens
fällt mir soeben der Name vom Direktor der SES Hackinger Kai 15 ein: Direktor Jiranek!
Im LH hatten wir in Kaps geliefertes warmes Essen bekommen
(Mittags geliefert und frisch gekocht vom Heim Hohe Warte) und für die Arbeit
am nächsten Tag haben wir kaltes Essen in Sackerl bekommen, zumeist 2 gekochte
Eier, 2 Gabelbissen und 2 Semmeln.
Zu meiner Zeit hatten viele Lehrlinge den Lohn schon an das
Heim überwiesen bekommen und bekamen jeden Freitag ein Taschengeld ausbezahlt.
Mir wurde jede Woche der Lohn ausgezahlt und ich erhielt nur Taschengeld und
Fahrkarte der Rest ging an den Heimverwalter Herrn Meth. Ich habe immer wenn
ich Geld für etwas brauchte bekommen und nach meinen Austritt auch das
restliche Geld bekommen.
Wegen der Handschellen Geschichte: Der Dr. Becko, ein
schmieriger und unguter Typ war im LH Leopoldstadt der zuständige Psychologe.
Bevor ich nach Eggenburg kam war ich bei ihm bestellt und er gab mir
Tintenkleckse zum Anschauen und wollte wissen was ich sehe, als ich ihm sagte
ich sehe Kleckse wollte er unbedingt wissen was ich in den Klecksen erkenne.
Nicht war meine Antwort bei jedem Klecks. Dann musste ich einen Baum zeichnen.
Als ich fertig war wollte er wissen ob der Baum nicht auch Wurzeln hat und
warum ich diese nicht zeichne. „Weil sie unter Erde sind“ war meine Antwort.
Zwei Tage später teilte man mir mit, ich fahre mit Hr. Groll und Hr.Kellner
nach Eggenburg. Ich bin unter das Bett gekrochen und habe mich geweigert hervor
zu kommen und habe mich am Bett angeklammert. So holte man Dr. Becko und er
versuchte mich zu überreden freiwillig nach Eggeburg zu gehen. Als das
scheiterte und sobald Dr. Becko das Zimmer verließ stürmten die Herren Groll
und Kellner das Zimmer zerrten mich mit brachialer Gewalt vom Bett hervor
drehten mir mit Polizeigriff die Hände am Rücken und legten mir Handschellen an
während der Schwere Hr. Kellner auf mir kniete und Hr. Groll die Fesselung
vollzog. Ich wurde über die Hauptsiege am Portier vorbei geschleift, daher gehe
ich davon aus, dass Dr. Becko davon wusste. Später als ich meine Wohnung hatte
lernte ich Gemeinderat Ascherl von SPÖ kennen und erzählte ihn das und er
veranlasste eine Untersuchung, die von Hr. Grestenberger, der in der MA11 für
die Heime zuständig war, manipuliert und verfälscht wurde. Am Ende kam nichts
heraus. Vor einer Woche habe ich von einem LH Zögling, mit dem ich noch heute
in Kontakt stehe, erfahren, dass mein Handschellentransport nach Eggenburg im
Heim hohe Wellen geschlagen hat und Zöglinge nur widerwillig mit ihnen etwas zu
tun haben wollten. Hr. Kellner war ein protegierter Erzieher vom Hr.
Grestenberger. Strafrechtlich und dienstrechtlich ist keinem etwas geschehen
und offiziell habe die ganze Geschichte erfunden.
Es gab gute Erzieher und es gab Sadisten. Beides habe ich
erlebt.
Michelin1961