Hallo zusammen,
ab ca. 5. Lebensjahr kam ich in das Kinderheim Schloss Leonstein / Steyrtal in Ober-Österreich und blieb dort bis zu meinem 14. Lebensjahr. Ich habe die gleichen schmerzhaften Erfahrungen erlebt, wie andere hier im Forum schon berichtet haben. Unter anderem war ich nach dem Faustrecht der Schwächste.
Danach begann für mich die Lehrzeit als Bäcker in Polling / Braunau Inn und anschließend in Mattighofen / Innviertel, Nähe Braunau Inn.
Während meiner Bäckerlehre bekam ich überraschend einen Brief von meiner Mutter aus Essen (Ruhrgebiet in Deutschland), die ich bisher nicht kannte, mit der Bemerkung: "Endlich habe ich durch das Essener Amt deine Adresse gefunden ( ?? )."
Ich glaubte zuerst, mein Lehrherr will mich damit täuschen. Es bildete sich natürlich ganz schnell die Sehnsucht in mir, endlich MEINE Mutter zu sehen. Und ich zog mit 17 zu ihr hin.
Das war aber eine sehr große große Enttäuschung. Ihr könnt schon denken, was damit gemeint ist !
Bis dahin hieß ich Axel Reich. Seit meinem Umzug nach Deutschland heiße ich Axel vom Ufer.
Was danach geschah: ihr kennt es ja! : immer wieder diese ewigen negativen Erfahrungen und Enttäuschungen ...
Durch eine herzliche Einladung zur Teilnahme an einem Gruppentreffen erlebte und erfuhr ich mit ca. 18 Jahren zum ersten mal das Gefühl des Angenommen-Seins. Seither hatte ich einen großen Bildungsdrang und Wissensdurst. Ich verschlang unverdaut alles, was nach „Bildung“ roch. Es blieb einiges davon hängen.
Später habe ich die Schulische Laufbahn nachgeholt und wieder fortgesetzt. Natürlich war das mit vielen Frustrationen verbunden. Denn Menschen, wie uns einer, die ewig unterwegs sein müssen, (während andere unterwegs sein dürfen, z.B. Urlaub, usw.) haben keine innere und äußere Heimat. Denn für das Lernen braucht man Ruhe und auch ein inneres Zuhause.
Und jetzt kommt was interessantes !? :
Ich wurde Erzieher und arbeitete in Kinder-Tagesstätten und -Heimen. Und etwas später wurde ich ein „Künstler“.
Egal was man macht – man wird als ehemaliges „Heimkind“ immer falsch beschuldigt. Diese Lebenserfahrungen von uns „Heimkindern“ spiegelte ich in der Rolle von Charlie Chaplin so lebensecht wider, dass viele Menschen darin meine Echtheit wie beim Original Charlie Chaplin erkannten. Wenn die Mehrheit des Publikums mich lobte, dann antwortete ich „spitzbübisch“: Mein Leben war chaplinesk genug.
Und mit „dieser Kunst“ konnte ich bis zum Beginn der Corona-Zeit gut leben. Ich war total überrascht, dass ich versehentlich ( ) Erfolge hatte.
Und jetzt habe ich mich genug gelobt. Ich hoffe, dass ich euch nicht belastet, sondern „belustet“ habe.
Mit chaplinesken Grüßen
Axel vom Ufer